Am Rande des Abgrunds

Aus dem eher beschaulichen Copacabana gings per Bus in vierstündiger Fahrt nach La Paz. Mein erster Gedanke bei der Ankunft war: “Wie häßlich ist diese Stadt”. Am Schluss meines Aufenthaltes sah ich das nicht mehr ganz so drastisch, allerdings bin ich immer noch der Meinung, La Paz gewinnt niemals einen Schönheitspreis. Die beste Beschreibung dieser Stadt hab ich von Bewohnern des “Stadtteils” el Alto (Stadtteil ist bei der schieren Größe etwas untertrieben) gehört. Sie nennen La paz nur “el hueco” (= das Loch), was voll und ganz zutrifft. La Paz sieht aus, als hätte jemand ein Loch gemacht und mit Häusern aufgefüllt. Allerdings gibt es auch immer wieder schöne Plätze die etwas Grün in das eintönige Rotbraun bringen. Natürlich darf auf keinem Platz die obligatorische Statue/Denkmal/Skulptur nicht fehlen. Als Beispiel die auf dem Foto dargestellte nette Grinsekatze (oder Hund?) im Inkastil. Um einen kleinen Eindruck von der Stadt zu vermitteln, hab ich naürlich keine Mühen gescheut und bin einen der Aussichtspunkte hochgekraxelt.

Insgesamt erschien mir La Paz deutlich häßlicher als Lima, allerdings auch deutlich ruhiger (allerdings immer noch weit entfernt von beschaulich oder ruhig). An meinem letzten Tag in La Paz (oder zumindest dachte ich es wäre der letzte), bin ich dann dem Großstadtleben entflohen um mich einer weiteren Nahtoderfahrung auszusetzen. Diesmal hab ich mich mit einem Mountainbike die Todesstraße runtergestürzt. Bis eine Umgehungstraße gebaut wurde verunglückten hier jährlich mehr als 100 Personen tödlich. Heute sind es nur noch 5 oder 6 die mit ihrem Rad ein wenig übers Ziel hinauschießen und die bis zu 600 Meter tiefe Schlucht hinabstürzen (das letzte Unfallopfer war eine Touristin aus Israel vor 6 Wochen). Die Strecke startet auf 4600 Metern und endet auf einer Höhe von 1200 Metern.  Das erste Teilstück (ca. 1 Stunde Fahrt) ist asphaltiert. Hier fahren auch einige Autos und LKWs. Die machten allerdings wenig Probleme, da wir auf den Fahrrädern Dank des starken Gefälles deutlich schneller unterwgs waren. Der zweite Teil (ca. 2 1/2 Stunden) bestandt dann nur noch aus Schotterpiste. Der erste Teil brachte Nervenkitzel auf Grund der extrem hohen Geschwindgkeit. Im zweiten Teil war es dann eher die Tatsache, dass man auf einer manchmal nur 4 Meter breiten “Straße” direkt am Abgrund unterwegs war, und das alles andere als langsam. Teilweise fuhr man auf Kurven zu, die nach rechts hinterm Hang verschwanden, und geradeaus war einfach nichts, nur Abgrund. Alles in allem war es einfach nur ein Wahnsinnserlebnis. Die ganze Zeit hatte sich ein Grinsen auf meinem Gesicht festgesetzt und an Stelle von Blut floss Adrenalin durch meine Adern. Um das zu toppen müsste ich vermutlich Bunjejumping oder Fallschirmspringen ausprobieren.

Nach diesem Erlebbnis wär La Paz eigentlich in bester Erinnerung geblieben, wenn es da nicht diese Proteste gegeben hätte. Da hatte ich das Glück, dass in Puno alles ruhig gewesen ist, da müssen einige unzufriedene Protestbürger doch glatt die Hauptverkehrsader von La Paz nach Oro blockieren. Dadurch waren sämtliche Busverbindungen die über diese Straße gingen für mehrere Tage gesperrt. Dumm nur, dass alle Busverbindungen die nicht nach Peru gehen über diese Straße müssen. Somit saß ich dann am Montagabend, als ich eigentlich fahren wollte, fest. Am Dienstag hat man mir am Terminal dann gesagt, dass ebenfalls keine Busse abfahren und man nicht wisse, wie lange die Proteste noch andauern. Um nicht ewig in La Paz festzusitzen hab ich dann 60$ in ein Flugticket nach Cochabamba investiert und konnte somit meine Reise fortsetzen. Pünktlich zu meiner Landung in Cochabamba sind dann auch die ersten Busse wieder gefahren.

Viele Liebe Grüße aus Bolivien

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>